Achtung Suchtgefahr!

Geposted von prorallye am 27. September 2007 Kommentieren

Man nehme einen feuerroten Porsche, einen driftliebenden Rallyefahrer sowie ein eingespieltes Rallyeteam und erhält einen Abend voller Hochspannung und Adrenalin, der süchtig machen kann.

2007 Thüringen-RallyeIch sitze auf dem Beifahrersitz von Olaf Dobberkau, einem der wenigen deutschen Rallyefahrer, die die Faszination Rallyesport gemeinsam mit Zuschauern und Fans leben und erleben.
Es handelt sich dabei keinesfalls um ein gewöhnliches und weit verbreitetes Rallyeauto, sondern um einen Porsche 996 GT 3 RS, der oftmals nicht nur farblich nach seinesgleichen sucht.

Perfekt eingekleidet mit Rallyeanzug und Helm − Sicherheit geht vor − fahren wir pünktlich 18 Uhr an den Start des Shakedowns, einer abgesperrte Strecke, auf welcher die Teams die letzten Einstellungstests vor der eigentlichen Rallye vornehmen können. Wir nutzen den Weg zwischen Servicepark und Start dazu die Bremsen und Räder aufzuwärmen − ich gewinne den ersten Eindruck vom Auto. Vor uns fährt bereits das Fahrzeug mit der roten Flagge auf die Strecke, nun sollte es also gleich losgehen und wir sind die Ersten die auf die Strecke dürfen.

Olaf erklärt mir währenddessen sehr bereitwillig alle Einzelheiten am Auto, angefangen vom Tripmaster bis hin zur Handbremse, welche für “Dr. Drift” besonders wichtig ist. Da das Sperrfahrzeug noch ein weiteres Mal auf die Strecke muss, einige Zuschauer befinden sich noch auf dieser, verlängert sich die Wartezeit nochmals. Die Anspannung steigt… Olaf erzählt mir, dass er vor jedem Shakedown aufgeregt ist − und ich dachte er macht das alles mit Links − was für Ihn wichtig ist, um seine volle Leistungsfähigkeit ausspielen zu können.

Das Grummeln des Motors im Leerlauf ist deutlich zu spüren, der Sound des 6 Zylinder Boxermotors trotz Helm unüberhörbar − der Adrenalinpegel steigt − Olaf rollt auf die Startlinie zu. Vor dem Start geben wir uns kurz die Hand. Ein letzter Handgriff, alles sitzt, die Anspannung steigt, ich behalte den Starter im Auge − 10… Olaf legt den ersten Gang ein… 5, 4, 3… er gibt bereits Vollgas, das Auto bebt… 2, 1… wir schießen los, an ein Aussteigen ist nun nicht mehr zu denken. Unglaubliche Kräfte drücken mich in den Vollschalensitz und ich bin froh mich fest angeschnallt zu haben.

Der erste Teilabschnitt besteht aus Schotter, umsäumt von Büschen und kleineren Bäumen, die Streckenführung lässt sich teilweise nur erahnen − hätte ich doch besser mal auf Helmar gehört und den Aufschrieb mitgenommen. Ich gebe die Orientierung fürs Erste auf und vertraue voll und ganz auf das Können von Olaf − wir fliegen im Geschlängel der Strecke nur so dahin. Ein kurzes Ruckeln im Auto und schon ist der Schotter vergessen, wir befinden uns auf Asphalt. Nochmal richtig aufs Gaspedal getreten, schon naht die erste Kurve. Olaf fährt mit einer wahnsinnigen überschussgeschwindigkeit diese Kurve an, reißt am Lenkrad und schießt nach links! Wieder ein schneller Dreh am Lenkrad, hart bremsen, runterschalten! Wir stehen nun quer zur vorherigen Bewegungsrichtung, aber dafür genau in die Richtung gedreht, in die wir weiterfahren wollen. Foto- und Zuschauerfreundlich verharren wir für einen Moment in diesem Zustand, der Motor ist aus − ich habe mir später im Servicepark sagen lassen, bei einer wiederholten Mitfahrt ist dieses AHA-Erlebnis inbegriffen. Neustart!

Auf der nun folgenden Gerade zeigt mir Olaf, was man mit 381 PS so alles anstellen kann, im Tiefflug geht es über die Strecke! Ich sehe den Wald und die Wegbegrenzungen rechts und links neben mir immer näher auf mich zukommen. Den genauen Stand der Tachonadel kann ich nur erahnen, aber wir sind richtig schnell unterwegs. Der nächste Abzweig lässt nicht lange auf sich warten − am Lenkrad reißen, hart bremsen, runterschalten… Vollgas − weiter geht′s. Es folgt eine Reihe von kleineren Abzweigen und engen Kurven, um Betonbauten herum, in kürzester Zeit. Olaf nimmt diese wie im Schlaf, als würde er den ganzen Tag nichts anderes tun. Die Handbremse ist dabei fast im Dauereinsatz, als er das Auto quer zur Fahrtrichtung bewegt. Ich betrachte die ganze Sache aus der Seitenscheibe heraus und kann ein Dauergrinsen nicht mehr unterdrücken. Es folgt ein letzter Abzweig nach recht, direkt auf die Zielgrade. Olaf gibt noch einmal alles und spielt das Können des Autos voll aus. Leider ist die wilde Fahrt damit schon fast zu Ende, die Zielflagge kurz vor uns.

Im Ziel angekommen fallen mir auf die Frage hin “Wie fandest du es?” nur die alles sagenden Worte “Einfach nur Geil!!!!” ein. Wir biegen ein allerletztes Mal nach links ab und befinden uns wieder auf dem Serviceplatz. Ein letztes Foto − das Dauergrinsen noch immer im Gesicht − bevor es ans Aussteigen geht. Ich bekomme die notwendige Unterstützung die ich brauche, um aus dem Auto aussteigen zu können, denn ohne Helm und mit zwei freien Händen ist es um Einiges einfacher der öffnung des überrollkäfigs entgegenzutreten. Ich bedanke mich nochmals bei Olaf für die irrsinnige Fahrt auf Schotter und Asphalt. Ein wirklich geniales Erlebnis, was zur Sucht werden kann.

Diese Fahrt ist unbedingt zu empfehlen für alle, die…
… schon immer mal wissen wollten, wie es ist, ein Auto im absoluten Grenzbereich zu bewegen.
… noch immer der Meinung sind, ein Porsche als Rallye-Car das geht nicht und sich vom Gegenteil selbst überzeugen wollen.

Vielen Dank an Olaf, Helmar und das gesamte Rallyeteam für die super Betreuung während des Shakedown und ohne die diese Mitfahrt nicht das gewesen wäre was sie war.

Falls ich nochmals die Gelegenheit erhalte, mitfahren zu dürfen, dann komme ich auf das Angebot mit dem Aufschrieb gerne zurück!!!!!!

Katrin

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