…über die Mitfahrt bei Olaf Dobberkau
Ich fange mal ganz vorn an: Als ich 10 min. vor unserer ausgemachten Zeit zum Service ging, begegnete ich Olaf im Auto, aber oh Schreck: der Beifahrersitz war schon besetzt. Ich bin also an die Tür und sag erstmal: “Hallo!”. Er fragt, wer ich bin und meinte, ich müsste noch ein bisschen warten bis ich dran käme. Also bin ich weiter zum Service, dort hab ich mich dann dem Team vorgestellt, um meinen Gewinn einzulösen. Da biegt auch schon Alexandra König (seine Beifahrerin) um die Ecke und stellt sich mir vor.
Nach kurzem Smalltalk bittet sie mich in ihr Wohnmobil, dort will sie meine Beine sehen. Ich will schon die Hosen runter lassen, da lacht sie los und meinte, sie will nur die Größe des Rennanzuges beurteilen und ich kann meine Hose ruhig anlassen – puh, Schwein gehabt. Wie nicht anders zu erwarten, passt mir der kleinste Anzug. Alexandra muss mir zwar rein helfen, dann sitzt er aber wie angegossen. Da war Olaf bestimmt schon mit 12 raus gewachsen, denk ich mir so.
Schon kommt der nächste Schock: sie fragt mich, wie gut ich mich mit Rallye auskenne und fängt an, mir die Pacenotes zu erklären. 100 L 4, r v soll heißen: bei 100m links rum. 4 ist eine relativ schnelle Kurve, dass hätte ich auch noch gewusst. Was aber bedeutet r v? Heißt bei rot (irgendeine Stelle mit einem rotem Objekt) Vollgas. Meine grauen Zellen fangen schon wieder an zu rattern, soll ich jetzt die Pacenotes beim Fahren vorlesen? Wie sollen wir dann noch heil ankommen? Auf meine Nachfrage sagt mir Alexandra, dass ich keine Ansagen vorlesen muss – schon wieder Schwein gehabt.
So gerüstet mache ich mich auf zum Vorstart; dorthin begleiten mich Nico Dobberkau und Michael Rost, wahrscheinlich, damit ich nicht noch kurz vorher kneife. Wir quatschen noch über Rallye und dies und das und da kommt auch schon Olaf vorgefahren. Ich setz mir die Sturmhaube und den Helm auf und quetsche mich ins Auto, dann schnallt mich Michael an und schließt den Sprechfunk zum Fahrer an. Sofort nach dem Anschnallen kommt Rallyefeeling auf. So eng in den Sitz gepresst, schnuppert man richtige Racingluft. Nico macht noch schnell ein Foto, auf dem ich etwas angespannt aussehe, dann lassen sie uns allein.
Noch stehen wir in einer Schlange von ca. 8 Autos, die alle auf den Start warten. D i e Gelegenheit, Olaf Löcher in den Bauch zu fragen, nur leider bin ich vom Geschehen so abgelenkt, dass mir nichts Sinnvolles einfällt. Ich frag ihn nach seinem Crash am vorherigen Wochenende − wohl kein guter Zeitpunkt fällt mir beim Aussprechen auf − er antwortet drauf und fragt mich dann, ob ich schon mal irgendwo mitgefahren bin. Ich sag ja und bei wem, er meint, dass er da nicht mithalten kann. Ich will ihm nicht recht glauben und denke, er meint mehr seinen gemieteten N4 als sich selber.
Dann sind wir dran. Schon das Einlegen des Ganges lässt den ganzen Wagen durchzucken. Schnell noch das Shake hands. Als der Streckenposten die letzten Sekunden anzeigt, tourt der Motor hoch, alles vibriert und los gehts. Die ersten 100 Meter sind schon vorbei, bevor man mitbekommt, was passiert ist. Wir sind auf der Zufahrt zum Infield, die Gänge werden im Sekundentakt nach oben geschaltet und bei jedem Gangwechsel gibts einen kleinen Knall, der den ganzen Wagen durchdringt. Wir kommen auf einige schnelle Graden und Kurven, die mit Abstand am geilsten von der ganzen Mitfahrt sind. Ich muss aufpassen, dass ich Olaf nicht mit meinem ständigen “Ist das geil!” so ablenke, dass er noch von der Strecke abkommt. Zumal er an den Reifenstapeln, die auf der Innenseite der Kurven stehen, nur noch wenige Zentimeter Abstand hält. So sieht es auf der Beifahrerseite aus, als ob er gleich dagegen fahren würde.
Die Schikane zum Infield fährt er so extrem, dass ich mir nicht erklären kann, wie das so schnell möglich ist, zumal wir von vorn durch ein Licht geblendet werden. Jetzt kommen viele enge Kurven, da kann mein Auge auch mal der Strecke folgen. Hier ist der Wagen permanent im Drift, zumindest bei ihm. Lenken und Gegenlenken, wenn nötig, geht bei ihm so schnell, dass ich Angst habe, er reißt gleich das Lenkrad ab. Das Schotterstück in der Mitte des Infields war von mir nicht zum restlichen Asphalt zu unterscheiden – weder von der Geschwindigkeit, noch vom Driftwinkel her.
Die Strecke beinhaltet auch eine sehr enge Brücke, auf die er dann mit einem kurzen Ziehen an der Handbremse und anschließendem Gasgeben, um den Slide zu verlängern, drauf driften wollte, doch denkste Puppe, der Belag war etwas zu rutschig und wir drehten uns ein. Dort war gerade mal so viel Platz, dass wir nirgends aneckten. Da war mir klar, der fährt hier 100%. Bevor ich es richtig geschnallt hatte, war er einmal kurz zurück und im gleichen Augenblick wieder vor und anschließend auch durchs Ziel.
Im Nachhinein frage ich mich, ob er beim Aufschrieb R V, also ab der roten Markierung = Vollgas, nicht überall rot gesehen hat. Also meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Mit dieser Mitfahrt hat er alles andere übertroffen und Fallschirmspringen ist dagegen kalter Kaffee.
Ich kann nur sagen, alle waren sehr aufgeschlossen und überaus freundlich, man fühlt sich einfach dazu gehörig, als ob man sich schon lange kennt. Obwohl noch andere eine Mitfahrt gebucht hatten, nahm man sich für jeden Zeit und das unter dem Stress, den ein Fahrer und sein Team vor einer Rallye ausgesetzt sind.
Danke nochmal an alle, die diesen Gewinn erst möglich gemacht haben. Dank auch an Olaf den ich einfach duze), dafür, dass er es richtig hat fliegen lassen.
Schöne Grüße,
Jürgen Neumann, der das Porsche Video noch fertigstellt