Es ist der 17.11.2007 und ich befinde mich in Storndorf zum 2. Stehr -Rallyesprint. An diesem Tag sollte das bisher größte Erlebnis in meinem Leben als Rallyefan stattfinden, von dem ich Euch hier berichten will.
Nachdem ich den ganzen Samstagvormittag an der Strecke verbracht habe, begeistert bin von der tollen Atmosphäre dieser Veranstaltung, begebe ich mich in Richtung Serviceplatz. Mein Ziel heißt GT3, genauer gesagt der 911er von Olaf Dobberkau. Im Internet habe ich mich für eine Mitfahrt im Porsche angemeldet und wollte sehen, wie und wann dieses Erlebnis für mich wahr werden wird. Ich wurde vom ganzen Team freundlich begrüßt und nach einem kurzen Gespräch mit Olaf war klar, dass in der Mittagspause die Möglichkeit besteht, eine Runde mitzufahren.
Als ich zum verabredeten Zeitpunkt wieder beim Prorallye -Team erscheine, hat Olaf eine Überraschung für mich. Statt der einen geplanten Runde, werde ich eine ganze WP mit insgesamt 4 Runden mitfahren.
Mit der nötigen Sicherheitsausrüstung versehen, sitze ich fest geschnallt auf dem heißen Sitz. Co-Pilot Helmar Hinneberg erklärt mir, wie ich mich während der Fahrt verhalten soll und was ich an der Zeitkontrolle zu tun habe. Noch schnell ein Foto mit Olaf und schon wird das Aggregat im Heck gezündet. Wir rollen langsam Richtung Start. Ich muss zum ersten Mal meinen Pflichten als “Co-Pilot” nachkommen und die Zeitkontrollkarte abgeben. Wir haben noch etwas Zeit und Olaf erklärt mir einiges über das Monster und fragt mich, ob ich nervös sei. Meine Antwort zu diesem Zeitpunkt: ein angestrengtes: “Na ja es geht so.” Doch das sollte sich schon ein paar Sekunden später ändern.
Wir geben uns noch kurz die Hand, doch schon brüllt der Porsche auf und wir schießen auf die erste Links zu. Die Kombination aus feuchtem Asphalt, Antrieb hinten und ein gesundes Maß an Übermotivation führen zum ersten Dreher. Schnell ist der Porsche wieder in die richtige Richtung gebracht und wir nehmen die nächste Rechts wieder wild driftend, aber dieses Mal ohne Probleme. Nun geht es über einen langen Feldweg nur gerade aus. Olaf lädt im Getriebe ordentlich nach. Der Versuch, Ihm bei der Arbeit zu zuschauen, misslingt gewaltig. Mein Blick richtet sich zwanghaft nach vorn. Ich sehe nur Bäume und Sträucher an uns vorbei fliegen. Statt Blut wird in meinem Körper nur noch Adrenalin gepumpt. Ich merke, wie mich die Bremskraft in die Gurte drückt. Olaf stellt das Auto an. Für einen endlos lang erscheinenden Moment, kann ich die Straße durch die Seitenscheibe sehen. Wieso gibt es an den seitlichen Schießscharten eigentlich keine Wischer?
Wir biegen durch eine enge Rechts ins “Stehrodrom” ein und steuern die Unterführung an. Die Durchfahrt wirkt plötzlich erstaunlich eng. Offensichtlich kannte keiner der Brückenbauer die genauen Maße eines 911er quer. Olaf pendelt die nächste Ecke an und greift zum Motivationshebel. Die Flunder quittiert den Einsatz der Handbremse mit wildem Schwanzwedeln. Im nächsten Moment schießen wir in die Montagehalle der Firma Stehr. Der Sauger im Heck brüllt noch gewaltiger. Der Jubel hunderter Fans und Blitzlichtgewitter schießen uns entgegen. Einfach das Highlight auf der ersten Runde. Aber noch drei weitere liegen vor uns. In jeder Runde erweitert sich mein Dauergrinsen. Wenn ich keine Ohren hätte, könnte ich im Kreis lachen. In jeder Runde fühle ich mich heimischer auf dem heißen Sitz. Es ist einfach fantastisch, wenn man merkt, dass die Lenkung des Zuffenhauseners im Heck verbaut ist und das eigene Popometer mitarbeitet. Olaf beherrscht den Porsche einfach genial. Selbst unter diesen schwierigen Bedingungen, die an diesem Samstag herrschen.
In der letzten Runde hatten wir uns eigentlich vorgenommen, im Stehrodrom einige Donuts für die Fans zu drehen und Ihnen dabei zu winken. Aber Alexy macht uns einen Strich durch die Rechnung, da er uns dicht folgt und von hinten anschiebt. Trotzdem lassen wir die Scheiben zum Winken runter und Olaf fährt komplett einhändig durch das Stehrodrom. Die Fans links und rechts der Strecke quittieren dies erneut mit Anfeuerungsrufen, Jubel und lautem Beifall.
Nach vier Runden biegen wir in den Service ab. Olaf fragt, wie ich mich fühle. Auch jetzt kann ich nur mit “einfach genial” antworten. Mein Sprachzentrum scheint gelähmt zu sein.
Am Service angekommen, geht für mich eine unvergessliche Fahrt zu Ende.
An dieser Stelle noch einmal einen riesigen Dank an Olaf, Helmar und das ganze Team, die mir dieses unvergessliche Erlebnis ermöglicht haben. Ich finde es genial, Leute kennen gelernt zu haben, die mir einen großen Traum erfüllt haben. Ich kann nur jedem Rallyefan wünschen, einmal so etwas selbst zu erleben und ihr werdet dem Bann des Rallyesports nicht mehr entkommen.
Vielen Dank noch einmal!!!
Gruß Euer Jan