“Du als ehemaliger aktiver Fahrer hast doch auf dem Beifahrersitz eines Anderen schon die Panik in den Augen, wenn dieser nur einparkt.”
Im Sommer las ich von der Möglichkeit einer Mitfahrt im Porsche GT 3. Als Porschefan verfolgte ich die Auftritte dieses Autos von Anfang an. Ich fuhr zu diversen Veranstaltungen, um das Auto live zu sehen. Ich meldete mich also zur Mitfahrt an und bekam die Zusage für den rallye-Sprint.
Als ich meinen Freunden davon erzählte, lachten die und meinten: “Du als ehemaliger aktiver Fahrer hast doch auf dem Beifahrersitz eines Anderen schon die Panik in den Augen, wenn dieser nur einparkt. Jetzt setzt Du Dich auf den Beifahrersitz eines Dir unbekannten Fahrers und dann noch in ein fast 400 PS-starkes Auto.” Meine Bedenken wurden größer. Das Wetter ließ meine Bedenken auch nicht verschwinden: Nass, kalt, etwas Schnee (Asphalt sauglatt)! Trotzdem fuhr ich hin und wurde vom Team freundlich begrüßt.
Nach einer kurzen Einweisung durch Co-Pilot Helmar bekam ich Anzug und Helm und saß im Auto fest angeschnallt. Es gab kein Zurück mehr. Olaf erklärte mir das Fahrzeug und wir unterhielten uns über den Rallyesport. Dann rollten wir zum Start, ein letzter Händedruck und los.
Wie wild brüllte der Porsche auf und wir schossen auf die erste Kurve links zu. Ein kurzes Anstellen und schon geht es im wild driftenden Fahrzeug auf die nächste Kurve zu. Nach wildem Schlingern beschleunigt Olaf den Porsche. Ich versuche irgendwie einen Blick auf den Tacho zu werfen, schaffe es aber nicht. Laut Schaltvorgängen, denke ich: “Ganz schön schnell.”
Nach zwei schnellen Links- und einer leichten Rechtskurve sehe ich das Ende der Straße. Olaf macht noch keine Anstalten zum Bremsen, doch dann geht alles sehr schnell. Wild hin und her schlingernd stellt er das Fahrzeug zur folgenden Linkskurve an und trotz aller Bedenken schaffen wir auch diese Ecke. Mein Vertrauen in den Fahrer steigt und ich konzentriere mich, ihm bei der Arbeit auf Pedalen und an der Handbremse zu zusehen. Ich bewundere, mit welcher Präzision dieses abläuft.
Nach wilden Drifts kommen wir Richtung Ziel. Doch was jetzt? Olaf hat es ein wenig übertrieben und einen halben Dreher hingelegt. Also war’s doch sehr glatt. Leider war unsere Runde viel zu kurz! Schade, ich hatte gerade Gefallen an Olaf’s Fahrstil gefunden. Schnell noch ein Foto von Helmar geschossen, abschnallen, rausklettern.
Ein super Erlebnis trotz schmierigem Untergrund, ein Wahnsinnserlebnis! Mein erster Gedanke war: Was mag wohl bei idealen Bedingungen mit dem Auto möglich sein (trockener, sauberer Asphalt)?
Mein Fazit: Beim richtigen Piloten fühlt sich auch ein ängstlicher Beifahrer sicher. Schade, ich hätte noch gerne die Bremsleistung und Querbeschleunigung gespürt, was leider auf diesem Untergrund nicht möglich war. Das Erlebte verlangt nach Wiederholung.
Danke Peter