So hieß früher eine WP (Wertungsprüfung) bei der Rallye Monte Carlo. Die wurde in der Nacht gefahren und erhielt den Namen durch die vielen Blitze der Fotoapparate.
Ich berichte nun von einer Fahrt in einem Rallye-Car als Co-Pilot! Stattgefunden hat das Ganze am Abend des 11.März 2004. Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Mitsubishi Evo 5 mit knapp über 300 PS. Pilotiert wird der Bolide von Olaf “Schotterking” Dobberkau.
Im Vorfeld habe ich die Strecke inspiziert und bin enttäuscht von der Kürze und der Streckenbeschaffenheit. Straße zu breit, keine Unebenheiten und die Kurven zu langsam. Ich höre mich persönlich schon den ganzen Abend fluchend nach Hause fahren, um den Ärger, was mich das gekostet hat. Meine Befürchtung vor diesem Event war, dass ich Olaf bitten müsste langsamer zu fahren, da ich es nicht aushielte. Das wäre mein persönliches Vietnam, dann kann ich alle Poster von der Wand reißen und meine Modellauto-Sammlung Kindern schenken. Und statt Rallye Snooker auf Eurosport verfolgen. Gehofft habe ich, dass ich das Ganze genieße und mit einem ewigen Grinsen im Gesicht komplettiere. Wie es ausging? Lest selber.
Ich nehme in dem Boliden platz und Olaf erklärt mir Einiges von dem Fahrzeug. Einiges ist neu, das Meiste jedoch wohl bekannt. Dies kann der Thüringer natürlich nicht wissen, da er mich nicht kennt. Hier fällt mir ein, zu Kindern sagt man: “Steige nicht zu Fremden ins Auto.” Ich sitze hier neben einem mir Unbekannten und lege mein Leben inklusive Gesundheit in seine Hände.
Wir fahren an den Start und nutzen die Wartezeit mit Gesprächen. Es gehen vier Fahrzeuge synchron auf die Strecke. Auf meine Frage, ob der Wagen aus einer kleineren Klasse vor uns keine Behinderung sei, erwidert Olaf salopp: ” Den überholen wir!” Ne, ist klar. Im Rallye-Sport ist Überholen üblich.
Die Flagge fällt und Olaf beschleunigt auf die erste Kurve zu. “HALLO!!!!, es reicht. Der Kurs ist genau richtig. Er ist nicht zu kurz und die Kurven nicht zu schnell!!” höre ich meine innerliche Stimme sagen. Physikalisch spüre ich, wie mein Herz sich hinauf um die Schulter legt und meine Gedärme den Weg in die Freiheit über die Speiseröhre suchen. Das war Turn 1. Die Strecke zwischen Turn 1 und 2 ist loser Schotter mit Schnee bedeckt. Hier wird das Fahrzeug beim Anbremsen leicht instabil, HERRLICH!!
Ein leichter Rechtsknick und wir schießen auf Turn 4 zu. Aus meiner Sicht fahren wir die Kurve falsch an. Hinterräder blockieren (Handbremse? – fragt Olaf, ich weiß es nicht!). Wir fliegen ideal linienmäßig um das Eck. WAUH!! Beschleunigung zu Turn 5, eine Spitzkehre inklusive Blitzlichtgewitter der Zuschauer. Bamm, Bamm, Bamm, (Zurückschalten) rum ums Eck. JAAAH!! Kurz beschleunigen, Turn 6 links herum. Vor uns drei riesige Hindernisse! Links geht nicht, da ist die Hauswand, also rechts an dem Zeug vorbei und über den Schnee. Das denke ich so innerhalb einer “halben” Sekunde. Ne, ist ne Schikane, die links, rechts, links umfahren wird. AHA!!
Das war die erste Runde. Olaf meint, ich solle sagen, wenn es mir schlecht wird. NEIN, das darf niemals geschehen, antworte ich. So, Zeit für eine Körperkontrolle. Sitze total entspannt und mit einem mehr als zufriedenem Grinsen in meinem Schalensitz. So sollte es sein. In Turn 4 Over- Steering, das Heck bricht aus. “JAAHHH!” höre ich mich schreien. 3 Euro, was Olaf jetzt von mir denkt. Na, jedenfalls nicht Weich-Ei.
Ich beschließe dem Schotterking mal bei der Beinarbeit zuzusehen. Vergiß es. Meine Augen folgen meinen Befehlen nicht mehr. Na, dann versuch ich mal nicht mehr zu grinsen. Fehlanzeige, auch diese Muskeln reagieren nicht mehr. Mittlerweile bemerke ich, wie meine Körpertemperatur auf wohl 50 Grad ansteigt. Nicht im Kopf oder im Magen, nein, im kompletten Körper!! Muss ich mir Sorgen machen? Der Geist ist willig, jedoch das Fleisch ist schwach? Ne, erfahre ich später vom Piloten, es gehe ihm ebenso.
Das waren drei Runden innerhalb von ca. 1,5 Minuten. Ich habe meine persönliche “Nacht der langen Messer” im bayrischen Altenstadt erlebt. Um es mit den Worten Spocks auszudrücken: “FASZINIEREND!”. Und das muss unbedingt wiederholt werden. Dieses Erlebnis kann ich nur wärmstens weiterempfehlen. Ich für meinen Teil bin voll auf meine Kosten gekommen, wie sich das allerdings mit ANGST anfühlt kann ich nicht erklären. Das soll mal ein WEICHEI tun.
Abschließend will ich mich noch einmal bei Olaf “Schotterking” Dobberkau für das Erlebte bedanken. Diese Faszination “Geschwindigkeit und Car-Control” zu erleben.
DANKE.
Fari